Allgemeines

Die German Speaking Myeloma Multicenter Group (GMMG) ist eine akademisch ausgerichtete Studiengruppe aus Ärzten und Wissenschaftlern, die gemeinsam die Vision verfolgen, die Therapiemöglichkeiten für Myelompatienten zu optimieren, um ihre Prognose und Lebensqualität zu verbessern.

Der Schwerpunkt der GMMG-Studiengruppe ist die Konzeption und Durchführung akademischer Phase II und III Studien für Patienten in allen Krankheitsstadien des Multiplen Myeloms (Neudiagnose, Rezidiv sowie Refraktäres Multiples Myelom). 

Gegenwärtig sieht die Standardtherapie des Multiplen Myeloms eine Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender autologer Blutstammzelltransplantation kombiniert mit bewährten Wirkstoffen in der Induktions- und Erhaltungsphase der Therapie vor. Das innovative Konzept der GMMG-Studiengruppe verfolgt das Ziel, diese Standardtherapie durch Kombination mit neuartigen Wirkstoffen aus verschiedenen Substanzklassen zu verbessern, um die Krankheit möglichst weit zurückzudrängen, so dass Patienten länger progressionsfrei leben können. Hierbei steht auch stets die Verbesserung der Lebensqualität durch Optimierung des Nebenwirkungsprofils der Substanzen im Fokus der GMMG.

Die GMMG hat seit ihrer Gründung im Jahr 1996 zahlreiche Studien unter Einsatz von Immunmodulatoren (Thalidomid, Pomalidomid, Lenalidomid), Proteasominhibitoren (Bortezomib) und Substanzen mit alkylierender Wirkung (Bendamustin) initiiert und durchgeführt. Derzeit steht die Untersuchung der Wirksamkeit von antikörperbasierten Immuntherapien im Mittelpunkt der Bestrebungen der Studiengruppe.  

Die wichtigsten Erfolge haben beigetragen zur nachhaltigen Optimierung der Therapiekonzepte hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Reduktion der Toxizität:

  • Die Ergebnisse der HOVON-65/GMMG-HD4-Studie führten 2009 zu einer Empfehlung des medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK), die Kosten für die Gabe des Wirkstoffes Bortezomib (aus der Substanzklasse der Proteasominhibitoren) vor einer Hochdosistherapie zu erstatten.
  • Aufgrund der Daten der GMMG MM5-Studie wurde mit der Kombination der Substanzen Bortezomib, Cyclophosphamid und Dexamethason (VCD) ein deutschlandweiter neuer Standard für die Induktionstherapie etabliert.
  • Daten der GMMG-MM5 Studie konnten zeigen, dass Patienten mit neu-diagnostiziertem Multiplen Myleom von einer fortgeführten Erhaltungstherapie (mind. 2 Jahre) mit Lenalidomid auch nach dem Erreichen einer kompletten Remission (CR) profitieren. 
  • Seit 2019 können die Kosten für eine autologe Stammzelltransplantation bis zu 70 Jahren übernommen werden. 

Die wichtigsten Ziele der GMMG:

  • Die GMMG strebt stets auch danach, effektivere Primärtherapien für Patienten, die aufgrund der zytogenetischen Eigenschaften ihrer Krebszellen in die Kategorie des Hochrisikomyeloms fallen, zu etablieren. Derzeit ist die CONCEPT-Studie hier aktiv. 
  • Auch in dem Bereich der risikoadaptierten und personalisierten Therapien hat es sich die GMMG zum Ziel gesetzt Behandlungskonzepte voranzutreiben: Zwischen November 2017 und August 2020 wurden Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplen Myelom, die bestimmte aktivierende Mutationen in einem zellulären Signalweg (BRAF-Signalweg) vorweisen, die Möglichkeit eröffnet, an einer klinischen Phase II-Studie (GMMG-BIRMA) teilzunehmen, bei der dieser Signalweg selektiv gehemmt wird. Beim Annual Kongress der American Society of Hematology (ASH) 2020 wurden die Ergebnisse einer Vorabanalyse vorgestellt und konnten zeigen, dass die teilnehmenden Patienten von dieser personalisierten Kombinationstherapie mit Inhibitoren des betreffenden zellulären Signalweges profitieren und die Mehrheit der Patienten einen guten Therapieerfolg erzielen können. Die Ergebnisse sind zur Veröffentlichung eingereicht.  Wir hoffen, dass sich somit für diese Subgruppe an Patienten neue Möglichkeiten eröffnen werden.
  • Die GMMG hat es sich zur Aufgabe gemacht, assoziierte Forschungsprogramme zur Erforschung der Pathogenese und molekularen Grundlagen des Multiplen Myleoms zu fördern und ein besseres Verständnis der Entstehung dieser komplexen Erkrankung zu entwickeln. Die neu gewonnenen Erkenntnisse sollen auch als Grundlage dienen, zukünftig weitere adaptierte und personalisierte Therapien etablieren zu können.
  • In den letzten Jahren rückten Immuntherapien als neue Behandlungsstrategie in den weltweiten Fokus der Myelomwissenschaftler. Antikörperbasierte Therapieregime wurden in sieben GMMG-Studienkonzepten (HD6, HD7, CONCEPT, DANTE, DADA, HD8 und HD10) integriert. Die GMMG hat es sich zum Ziel gesetzt weitere Zulassungen von effektiven antikörperbasierten Wirkstoffkombinationen  für die Erstlinientherapie von Myelompatienten zu erreichen. Die erste Auswertung, die im Rahmen der derzeit aktiven, großen multizentrischen GMMG-HD7-Studie für transplantationsfähige Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom beim Annual Kongress der American Society for Hematology (ASH) präsentiert wurde, zeigt eine Steigerung der Raten von MRD-Negativität, d.h. Nichtnachweisbarkeit einer „minimal residual disease“ im Knochenmark durch die Hinzunahme eines anti-CD38-Antikörpers (Isatuximab). In Zusammenschau mit Ergebnissen anderer Studien lässt dies die vorsichtige Prognose zu, dass Vierfach-Erstlinientherapien beim Multiplen Myelom zunehmend an Bedeutung gewinnen werden. Die HD7-Studie ist weiterhin aktiv und die GMMG wird mit weiteren Erkenntnissen aus nachfolgenden Therapieabschnitten, in denen der anti-CD38-Antikörper integriert ist, dazu beitragen, evidenzbasierte Entscheidungen im Gesundheitssystem hinsichtlich dieser Viererkombination fällen zu können. 
  • Zahlreiche neue vielversprechende Immuntherapien befinden sich derzeit in der klinischen Entwicklung. Die beiden großen deutschen Studiengruppen GMMG und DSMM (Deutsche Studiengruppe Multiples Myelom unter der Leitung von Prof. Dr. med Hermann Einsele) arbeiten intensiv gemeinschaftlich daran, neue Therapiemöglichkeiten mit innovativen Substanzen im Rahmen von klinischen Studien für Patienten zu eröffnen.